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06.06.2008 - Berliner Zeitung

Manuel Biedermann restauriert Mausoleum auf dem Jüdischen Friedhof
Marlies Emmerich
WEISSENSEE. Fast ein wenig stolz steht Manuel Biedermann vor dem kleinen, verwitterten Mausoleum auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee. Die Grabstätte ist für ihn so etwas wie der Schlüssel zu seiner Familiengeschichte geworden. "Ich lasse das Grab komplett restaurieren", sagt Biedermann. Er ist der Urenkel von Julius Berger, der an dieser Stelle zusammen mit seiner Frau seine letzte Ruhe finden wollte und schon zu Lebzeiten sich das Mausoleum aussuchte. Es ist aber das einzige unbenutzte Grab auf dem Friedhof. Auch deutschlandweit gibt es kaum leer stehende Gräber.
Der Bauunternehmer Berger kaufte für sich und seine Frau 1928 die Grabstätte, vor der sein Urenkel heute steht. Biedermann hat vor einem Jahr damit begonnen, die Familiengeschichte genau zu erforschen. "Dann hat alles eine Dynamik bekommen", sagt Biedermann. Bei den Recherchen ist er schließlich auch auf das Grab seines Urgroßvaters aufmerksam geworden. Julius Berger und seine Frau, beide jüdischer Abstammung, starben 1942 im Alter von 82 Jahren im Konzentrationslager Theresienstadt.
Ein Zufall hilft bei der geplanten Restaurierung: Vor wenigen Tagen sind im Bauarchiv Pankow die Bauanträge auf vergilbtem Papier gefunden worden. Demnach hat das Mausoleum einmal eine Decke aus buntem Glas gehabt und Metallgitterstäbe am Eingang. "Fotos von damals gibt es leider nicht", bedauert der Urenkel. Biedermann und Restaurator Roland Dupuis rechnen fest damit, dass das Grab in alter Schönheit wieder entsteht, das vom Architekten Richard Frey gestaltet und 1929 fertig geworden war. Zur Restaurierung soll voraussichtlich Ende des Monats die Zustimmung der Denkmalpflege vorliegen.
Biedermann weiß inzwischen viel über seine Ahnen: "Im Alter wächst das Interesse ständig." Biedermann erzählt, dass Berger über Heirat mit Albert Einstein verwandt ist. Herausgefunden hat er zudem, dass zwei der vier Töchter Bergers nach Südamerika emigriert sind. Eine Tochter nahm sich 1941 das Leben, eine weitere ist verschollen. Richtig ins Rollen gekommen ist die ganze Geschichte der Familienforschung durch den Ex-Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde, Albert Meyer. Die Großeltern Meyers ruhen direkt neben dem Mausoleum.
Über Umwege erfährt der Urenkel auch, dass eines der größten deutschen Bauunternehmen, die in Mannheim ansässige Firma Bilfinger-Berger, sich für ihre Vorläuferfirma interessiert. Aus gutem Grund: In der Berger Tiefbau AG musste Julius Berger 1933 unter Druck antisemitischer Propaganda den Vorstandsposten aufgeben. Seine Funktion übernahm Ernst Martens, der das Unternehmen bis 1962 leitete. Das dunkle Kapitel wird in einem Band zum 125. Jubiläum nicht verschwiegen. In dieser Woche ist Firmenhistoriker Martin Krauß nach Weißensee gekommen. "Wir finanzieren die Restaurierung des Grabes eines unserer Gründerväter", sagt Krauß. Die Kosten liegen in fünfstelliger Höhe.

Presseartikel Berliner zeitung